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Meinungen und weiteres zu der Geschichte kannst du hier loswerden. tour3

Die Busentführung

 

Ich saß mit Kate im Bus –wie jeden Morgen, wenn wir zusammen zum Kindergarten fuhren. In drei Haltestellen würden wir endlich aussteigen können. Kate war heute morgen besonders unruhig, sie konnte es nicht abwarten mit ihren Freundinnen zu spielen und fragte mich jede fünf Minuten: „Wann sind wir endlich da?“

Ich hoffte, dass der Bus schneller führe. Lange würde ich die Fragerei nicht mehr aushalten, obwohl ich meine Tochter von Herzen liebte.

Der Bus blieb sehr lange an dieser Haltestelle stehen – es kam mir vor wie Jahre. Plötzlich sah ich einen maskierten Mann mit Pistole auf den Bus zu rennen. Der Busfahrer versuchte noch die Tür zu schließen, doch es war zu spät. Der maskierte Fremde kam in den Bus und bedrohte den Fahrer mit seiner Glock.

„Du wirst jetzt tun, was ich dir sage! Öffne die Tür und verschwinde! Wehe du rufst die Polizei. Ich fahre jetzt diesen Bus! Wenn einer versuchen sollte mich aufzuhalten, dann wird diese Person sich wünschen, doch ihre Klappe gehalten zu haben.“

Kate schrie währenddessen wie am Spieß. Ich nahm sie auf meinen Schoß und versuchte sie zu beruhigen. Ich hoffte, der Busentführer würde dies einfach ignorieren. Dem war auch so. Er setzte sich hinters Steuer und raste wie von der Tarantel gestochen los. Wie ironisch, mein Wunsch wurde erfüllt. Doch jetzt wünschte ich, ich könnte ihn rückgängig machen.

Kate zitterte. Ich umarmte sie ganz fest und flüsterte ihr ins Ohr: „Alles wird gut. Du brauchst keine Angst zu haben. Mama ist ja bei dir.“

Daran glaubte ich selber nicht so richtig, aber ein schreiendes und zitterndes Kind war das letzte was ich in dieser Situation brauchte.

Ich betete zu Gott, dass er uns beide diese Entführung überstehen ließe.

Schon nach ein paar Minuten verursachte der Bandit den ersten Unfall. Er konnte einfach nicht mit diesem Bus umgehen. Er fuhr einfach querfeldein.

Doch plötzlich hörte ich Polizeisirenen hinter mir. Ein Hoffnungsschimmer keimte in mir auf. Vielleicht würde die Polizei diese schreckliche Entführung schnell beenden und den Bösewicht festnehmen.

Die Verfolgungsjagd ging jedoch noch einige Zeit so weiter – der Maskenmann verursachte noch weitere Unfälle. Hinter dem Bus war eine ganze Polizeiarmee in Einsatzwagen und einige auch auf Motorrädern. Nach etwa 30 Minuten bangen Wartens auf eine Erlösung raste der Bus gegen ein Auto, welches auf der anderen Spur fuhr. Ein Junge, der älter war als Kate, rief daraufhin in den Bus hinein: „Supercrash. Das wird ja richtig spannend hier. Geil so eine Entführung.“

Ich schüttelte nur meinen Kopf. Wer hatte den denn erzogen. Das war ja wohl das Allerletzte. Doch ich kam nicht dazu mich noch weiter über diesen Flegel aufzuregen. Von rechts raste ein LKW gegen den Bus. Zum Glück saßen wir heute links im Bus. Schon waren die Polizei und die Feuerwehr zur Stelle. Kate und ich hatten nur leichte Verletzungen. Eine nette Sanitäterin kümmerte sich um meine Tochter. Nachdem Kate sich einigermaßen beruhigt hatte, durften wir zwei mit einem Taxi zurückfahren – sie war noch nie vorher Taxi gefahren. Zuhause legte ich Kate in ihr Bett. Sie sollte sich erst einmal ausruhen - der Tag war sehr anstrengend für so ein kleines Mädchen, daher schlief sie auch sofort ein. In den Nachrichten hörte ich später, dass bei dem Unglück ein 3-jähriges Kind seinen schweren Verletzungen erlag. Ich war so froh, dass dies nicht Kate war.