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Vampirnacht

Meinungen  zu dieser Geschichte kannst du hier loswerden.

 

Sobald ich weitergeschrieben habe, werde ich die Erweiterung natürlich hier veröffentlichen.

Kapitel    Titel
1 Freitag
2 Samstag
3 Sonntag

 

1 - Freitag

 

 

Benjamin

 

Es  war Mitternacht. Ich las dieses schreckliche Buch, in dem Vampire rote Augen haben. Dieser Edward war wirklich ein Feigling.

Warum fand Bella ihn nur so toll? Ich lachte in mich hinein. Die Menschen glaubten anscheinend immernoch, dass Vampire so schwuchtelig seien. Und in einem Sarg in einer Gruft leben? Ich guckte mich dem Zimmer meiner Penthouse Loft um. Ich saß auf einer weichen, beigen Ledercouch. Gegenüber stand meine Hi-Fi Anlage mit der großen CD Sammlung. Dieses Jahrhundert war eindeutig der Höhepunkt meines langen Lebens. Besser konnte es kaum werden. Coole Autos und diese geilen Smartphones! Was für ein Luxus! Das Geld dafür bekam ich von meiner langjährigen Arbeit als DJ. Früher, als es noch nicht solche elektronischen Geräte  gab, musste ich wohl oder übel Klavier spielen. Aber damals kannte ich ja noch nicht die Alternative. Wie gern würde ich die Gesichter der Menschen damals sehen, wenn ich mit meiner DJ Ausrüstung ankommen und mal eben so Dance spielen würde.

So konnte ich durchs Land reisen - natürlich immer "undercover", sonst würde man ja merken, dass ich nicht altere. Obwohl....manche Menschen würden das überhaupt nicht  bemerken.

Einmal musste ich wirklich meinen Tod vorgaukeln, beinahe hätte mich jemand erwischt.

 Dass ich das einzige Kind reicher Eltern war, kam mir auch zu Gute. Dadurch konnte ich erst diesen Lebensstil führen -  die fetten Zinsen darf man aber auch nicht außer Acht lassen.

Aber nach 150 Jahren wurde es trotz des Luxus langsam langweilig -und einsam, da ich mich mit Menschen nie richtig hatte anfreunden können und einen Gleichgesinnten habe ich in der ganzen Zeit auch nicht gefunden, geschweige denn selbst verwandelt.

Warum es so schwer war? Ich hatte nicht das Problem, dass ich nicht gut aussehen würde. Ich fand mich eigentlich ganz in Ordnung. Es war einfach eine Tatsache, dass alle Mädchen so oberflächlich waren. Und von denen liebte ich keine.

 

An diesem Abend sollte ich im Nightdancer auflegen - ein sehr angesagter Club! Wahrscheinlich war auch wieder Justin mit seiner Selena da. Es war wirklich sehr spannend die Beiden zu beobachten. Ihre Gedanken...

Bis heute Abend musste ich noch eine Playlist zusammenstellen. Ich liebte diesen Electronic Music Style - und die Clubber anscheinend auch!

 

 

 

Kate

 

Die letzte Schulstunde war zu Ende. Endlich Wochenende! Kates Freundin Mary hatte sie dazu überredet an diesem Abend mit zum Nightdancer zu kommen. Dieser Club war Marys Lieblingsziel am Wochenende, weil der DJ und die Musik angeblich voll cool seien. Also hatte sie zugestimmt mitzukommen. Es war ja nichts dabei. Vielleicht würde der Abend auch viel besser werden, als sie es erwartete. Wer weiß?!

Mary würde Kate heute Abend mit ihrem Auto abholen, denn ihre Freundin hatte erst letztens ihren Führerschein bestanden.

Aber bis dahin war noch Zeit zum Surfen. Vielleicht konnte sie noch mit Henry chatten. Kate mochte Henry ganz gerne. Er hatte immer so lustige Einfälle und brachte sie damit zum Lachen.

 

Zuhause angekommen setzte sich Kate also direkt an ihren neuen Computer, den sie zu ihrem 17. Geburtstag von ihren Eltern geschenkt bekam.

Henry war on und so verbrachte sie die restliche Zeit bis zum Abend damit, mit ihm zu schreiben.

Als ihre Freundin Mary dann klingelte, hatte Kate sich schon partytauglich angezogen, sodass die beiden direkt Richtung Club losfahren konnten.

 

 

Benjamin

 

Der Club war brechend voll - wie immer. Wenn hier jemand verloren gehen würde, ständen die Chancen recht schlecht die Person wiederzufinden.

Irgendwo aus der Menge hörte ich eine Männerstimme lallen: "Ab geht die Party, und die Party geht ab!"

Der war wohl schon etwas angetrunken.

Ich drehte den Tune noch weiter auf. Meinen Ohren konnte laute Musik sowieso nichts anhaben. Ich würde trotzdem einzelne leise Stimmen aus der tanzenden Menge vernehmen.

Plötzlich tippte mich eine junge Frau, auf jeden Fall unter 20, von der Seite an.

"Kannst du für meine Freundin "Party Rock" spielen? Sie ist heute zum ersten Mal hier und das ist ihr absoluter Lieblingssong!" schreite sie mir entgegen. 

"Ich gucke mal was sich da machen lässt." Ich zwinkerte ihr zu. "Wie heißt denn deine Freundin?"

"Kate!"

Mit diesen Worten verschwand die unscheinbare junge Dame wieder im wabernden Mob.

"Und nun ein Song für Kate! Rockt den Club!"

 

 

2 - Samstag

 

 

Kate

 

Der letzte Abend war der totale Reinfall gewesen. Sie würde nie wieder in irgendeinen Club gehen. Niemals. Diesen Horror wollte Kate nie wieder erleben. Sie hatte sich gestern voll zugefüllt und die Folge daraus war, dass es postwendend wieder herausgekommen war. Nie wieder würde sie eine Flasche anrühren. Das schwor sie sich hoch und heilig. Das Zeug schmeckte sowieso nicht besonders. Und das machte Mary jede Woche? Kate konnte sich sowas beim besten Willen nicht vorstellen.

"Du Dummerchen" schalt sie Mary als ob diese ihre Gedanken lesen könnte. "Ich kippe mir doch nicht so viel hinter die Birne. Ich geh dahin um zu der affengeilen Musik zu tanzen. Vielleicht auch noch zum Teil wegen dem süßen DJ...Was denkst du denn?"

"Keine Ahnung.....Hast du denn keinen Kater?" fragte Kate wehleidig.

"Nein. Warum sollte ich? Ich sagte dir doch, dass ich mich nicht ohne Ende besaufe."

"Was ist denn gestern nach dem Klobesuch passiert? Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, was danach passierte."

Sie dachte fieberhaft nach, aber immer wenn sie an gestern Nacht dachte, sah sie buchstäblich schwarz.

"Ich hab dich nach Hause gebracht. Du hast dich zwar gewehrt - du wolltest wirklich noch bleiben, aber ich habs trotzdem irgendwie geschafft dich ins Auto und in dein Zimmer zu bekommen. Und wir hatten ja ausgemacht, dass ich bei dir schlafe." Mary lachte.

"Du weißt wirklich nichts mehr davon, oder?"

Hatte ihr Gesicht so viel verraten? Ihr war es ziemlich peinlich sich an rein gar nichts mehr zu erinnern. Noch eine Folge des Alkoholmissbrauchs! Sie seufzte. Was für ein Reinfall.

In dem Moment blitzte das Bild ihrer Eltern in ihrem Kopf auf.

" Aber meine Eltern haben mich doch gestern nicht mehr gesehen, oder? Bitte nicht..."

" Da kann ich dich beruhigen. Die haben schon geschnarcht, als wir wiedergekommen sind. Die haben nichts gemerkt."

Was wohl nich alles passiert war... Mary würde es ihr nicht erzählen, das wusste sie. Zumindestens jetzt nicht.

Aber Kate war ja selber Schuld. Wenn sie solche Dummheiten machte.

"Du solltest noch weiter schlafen! Du siehst sehr müde aus", riet ihr ihre Freundin. 

" Nein, ich kann nicht mehr schlafen. Ich habe schon die ganze Nacht geschlafen", entgegnete Kate.

"Wenn du meinst."

Was meinte Mary denn damit schon wieder?

Ihre Freundin erzählte ihr doch, dass sie sie abends nach Hause brachte. Auch egal.

"Lass uns jetzt The Mentalist gucken!" schlug Kate vor.

 

Benjamin

 

Das war ja mal eine Nacht gewesen! Ich hatte erwartet, dass es wie jedesmal im Club wird. ich spiele meine Playlists, mache ein bisschen Stimmung, irgendwann schließt der Club und ich gehe nach Hause. Doch der letzte "Arbeitstag" war etwas anders gelaufen als sonst. Es war so aufregend gewesen. Niemand würde es mir glauben....

Das  Klingeln meines Handys unterbrach jäh meine Gedanken. Wer das wohl war? Ein Blick auf das Display verriet es mir.

Es war John.

"Hey was geht?!" rief ich ins Handy.

"Hey, ich wollte nur fragen, ob gestern noch alles gut geendet hat?"

"Es leben alle noch, wenn du das meinst."

"Das ist ja die Hauptsache. Wann treffen wir uns wieder? Es war gestern so geil. Sowas ist mir in meinen 100 Jahren noch nicht passiert!"

"Ja, es war schon ziemlich episch. Ich hatte auch gerade, als du angerufen hast, an die gestrige Nacht gedacht."

„Was für ein Zufall!“, antwortete John ironisch, „Die Nacht war ja auch unvergesslich!“

„Was du nicht sagst....Wie kann man daran nicht denken. So was passiert nicht alle Tage. Ich werde gucken, ob ich die Girls kontaktieren und ein Treffen arrangieren kann.“

„Ich hoffe mal. So eine Nacht würde ich gerne wiedererleben. Sag mir Bescheid, wenn du näheres weißt. Du hast ja meine Nummer.“

Ich konnte ihn gut verstehen. Natürlich wisst ihr nicht was passiert ist, aber ihr würdet mir es eh nicht glauben.

„Ich ruf dich an. Man sieht sich. Bye.“

„Bye.“ Ich legte auf. Ein unerwarteter Anruf. Ich hätte nicht gedacht, dass er es ernst meinte mit der Aussage „wir bleiben in Kontakt“. Schon meine „Freunde“ aus der Zeit als Mensch haben solche Versprechen oft nicht eingehalten. John ist der erste Vampir, den ich treffe. Es ist schwer jemanden als Vampir auszumachen, da wir weder rote Augen noch besonders helle Haut oder sonst irgendwas Auffälliges an uns haben. Klar sind wir nicht knusprig braun, aber auch nicht so ein eierschalenweiß wie es oft in Sagen steht. Wir Vampire sind nur meistens sehr attraktiv, aber dies sind auch einige Menschen. Während ich diesen Gedanken nachspielte, fand ich den Weg nach Hause. Ich überlegte die ganze Zeit wie ich die beiden finden sollte. Vielleicht würden sie ja noch mal in den Club kommen. Aber an diesem Tag legte ich erst einmal in einem anderen Club auf – dem Musicheaven. Schade, ich hätte es wirklich gerne schon heute in die Hand genommen. Ich glaubte, dass die Beiden auch Interesse einem Kontakt hätten. Zumindest die eine. Für die andere war die Nacht vielleicht nicht ganz so angenehm gelaufen, obwohl wir sie ja eigentlich gerettet haben. Ich rannte die Treppe zu meinem Apartment hoch und schloss die Tür auf. Endlich wieder daheim! Ich drehte die Musik auf und schmiss mich auf die Couch. Wie ich meine Wohnung liebte. Einfach nur geil! Ob alle Vampire so wohnen? Vielleicht gab es ja noch welche, die in Burgen lebten und nur Menschen jagten. Solche würde ich gerne mal kennen lernen.

Der Tag war noch so lang. Ich entspannte mich erst einmal bevor ich irgendetwas anderes anfing. Vielleicht würde ich nachher noch jagen gehen. Das konnte ich mir ja noch überlegen.

 

Zwei Stunden später...

 

Die Musik brachte Tiefenentspannung mit sich. Nun hatte ich Lust auf ein bisschen Action. Ich fischte mein Handy aus der Tasche und wählte Johns Nummer. Es klingelte. Ich wollte schon fast auflegen, da nahm er ab. „Hallo. John hier, wer da?“ fragte eine männliche Stimme in den Hörer. „Hey, ich bins. Benjamin. Hast du Lust mit mir jagen zu gehen? Ich hab Hunger.“ Am liebsten würde ich jetzt gerne in Sibirien jagen. Dort konnte man wirklich fette Beute fangen. Aber es war zu weit weg.

„Wo denn?“

„Mir egal. Wir könnten zum nächsten Waldgebiet oder lieber in ein Naturschutzgebiet laufen.  Zum Everglades vielleicht oder lieber zum Grand Canyon. Suchs dir aus.“ Die Hauptsache war doch, dass wir überhaupt auf Jagd gingen. „Lass einfach mal nach Norden rennen und im erstbesten Wald, der geeignet ist, uns stärken. In den beiden Nationalparks war ich letztens schon. Die erkennen mich nachher noch wieder. Um wie viel Uhr? Soll ich jetzt zu dir kommen? Wo wohnst du überhaupt?“

„Ich komme einfach zum Nightdancer und ab da laufen wir dann los, O.K.?“ Ich erwartete schon halb, dass er darauf bestand weibliche Begleitung mitzunehmen um diese später als Dessert auszusaugen. Aber da lag ich falsch. „O.K. Machen wir so. Bis gleich!“

Wir legten auf. Ich zog mich noch kurz um und verließ dann das Haus. Innerhalb weniger Minuten war ich am Treffpunkt. Ich nahm möglichst nur kleinere Straßen, damit mich keiner für ein unbekanntes Objekt hielt.

John war schon da. Wie hatte er das geschafft?

„Hey, John. Schon hier?“, fragte ich ihn verwundert.

„Hey, Ben. Ich wohne hier in der Nähe, nur ein paar Blöcke entfernt“, erwiderte er, „lass uns loslaufen oder erwartest du noch jemanden?“ „Natürlich nicht“, wen sollte ich schon erwarten, „ich war nur gerade abgelenkt. Dann mal los!“

Mit diesen Worten liefen wir beide los und erreichten nach ungefähr fünf Minuten den Stadtrand. Außerhalb der Stadt konnten wir schneller rennen. Dort konnte uns ja keiner sehen.

„Wetten, dass ich schneller rennen kann?“, forderte ich ihn aus Spaß heraus. „Das bezweifle ich“, erwiderte er schon fast überheblich.

„Werden wir ja sehen!“, rief ich aus. Und ich lief los. Nein, ich rannte mich um Kopf und Kragen. Der Wind, der an mir vorbeizog, war einfach nur geil! Er schmeichelte um meine Arme, um meine Beine, um meinen ganzen Körper wie eine schöne Frau. Es war nicht sehr anstrengend zu rennen. Im Vergleich zum Sprinten als Mensch fühlte es sich an wie fliegen. Als kleiner Junge war mein größter Wunsch gewesen, einmal fliegen zu können. Nicht mit einem Flugzeug sondern aus eigener Kraft. Dieser Traum hatte sich mit diesem Vampirdasein erfüllt. Es flog alles an mir vorbei – Bäume, Wiesen, Sträucher. Es verschwamm alles zu einer grünen Masse. Ich guckte kurz nach hinten um zu gucken wo John war. Ich konnte nur einen sich bewegenden, dunklen Fleck ausmachen. Das wird er wohl sein. Ha, wie ich gesagt habe, ich bin schneller! Aber wie der schöne Spruch sagt „Hochmut kommt vor dem Fall“. Ich durfte auf keinen Fall zulassen, dass mich Euphorie bremste. Okay, es war kein ernster Wettbewerb, aber ich musste zugeben, dass ich nicht gerne verlor. Irgendwann rief ich: „Wette gewonnen! Was kriege ich jetzt?“ und hielt an. John traf nur einen Sekundenbruchteil später ein. „Ich hab dich extra gewinnen lassen. Sonst bin ich viel schneller. Aber jetzt hab ich Hunger. Lass endlich mit der Beutejagd anfangen!“, versuchte er sich zu rechtfertigen und vom Thema abzulenken. Ich musste zugeben, dass ihm das auch recht gut gelang, denn insgeheim fühlte sich mein Magen gähnend leer an. „Dann lass mal die Fährte aufnehmen. Vielleicht finden wir ja etwas Essbares!“, ging ich auf sein Argument ein. Wir begannen also mit der Jagd.

 

Ich konzentrierte mich auf Geräusche in der Nähe, überließ mich ganz meinen Trieben. Nur so konnte ich richtig jagen. Meine Nase vernahm einen warmen Duft ganz in der Nähe. Mein Körper folgte diesem und so gelang ich zu einer kleinen Lichtung. Jetzt erblickten auch meine Augen die Beute. Es war eine Vorspeise – ein Jaguar. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern lief mein Körper von hinten auf ihn zu. Der Jaguar sollte nicht merken, dass der Tod sich von hinten an ihn ran schlich. Er war gerade beschäftigt mit seiner eigenen Beute. Meine Hände griffen geübt an seinen Hals. Er fauchte, trat mit seinen Beinen, seinen Pranken, versuchte sich mit aller Kraft zu wehren. Jedoch nicht lange, denn meine Hände erlösten und brachen ihm das Genick. Ein Knacken, dann war es vorbei. Nun neigte mein Kopf sich zu ihm runter, zu seiner Halsschlagader. Meine Zähne bohrten sich in seinen weichen Hals. Blutlust durchströmte meinen Körper als das rote Gold zu fließen begann. Es existierte nur noch ein Gedanke in meinem triebgesteuerten Hirn: BLUT. Es existierten nur noch mein Körper und der gerissene Jaguar auf dieser Welt. Ein Geschmacksfeuerwerk explodierte in meinem Mund. Der köstliche rote Saft rann meine Kehle hinunter. Und das war erst der Anfang, die Vorspeise gewesen. Nachdem das Tier ausgesaugt war, ließ ich es liegen und breitete meine Sinne erneut nach einem genießbaren Opfer aus. Ich fand sehr schnell die Fährte eines größeren Organismus und folgte ihr. Als ich das auserkorene Opfer neben einer Buche liegen sah, übernahm mein Verstand wieder die Kontrolle über meinen Körper. Es war eine Frau in den Dreißigern. Sie hatte langes blondes Haar und blaue Augen – vermutlich eine Deutsche. Die ursprüngliche Farbe ihrer Kleidung war nicht mehr auszumachen. Jetzt war alles voller Blut – sie, der Baumstamm und der Boden. Ich musste stark an mir halten um nicht diesem süßen Geruch zu verfallen. Sie schien ohnmächtig, denn ihre Augen bewegten sich nicht. Ich kam ihr näher und dachte: „Sie hat so viel Blut verloren, das wird sie niemals überleben. Für mich ist es noch genug.

Zum Glück bin ich vorbeigekommen, dann stirbt sie wenigstens glücklich.“

„Junge Frau! Ich werde sie von ihrem Schmerz erlösen.“

Ich kniete mich neben sie, nahm ihren Kopf auf meinen Schoß und sprach zu ihr: „Sie brauchen keine Angst zu haben. Es ist gleich vorbei!“

„Mach schnell!“, flüsterte sie mit letzter Kraft.

Ich tat wie mir geheißen und biss in ihren warmen Hals. Wie auch schon eben genoss ich es, als der köstliche Lebenssaft in mich hinein floss. Die Frau stöhnte – vor Glück oder vor Erregung. Ich wusste nur, dass durch meinen Biss Hormone in sie einströmten, die sie wenigstens für den Moment glücklich machten. Andere Menschen reagierten auch mit Wollust. Das Leben strömte aus ihr heraus. Sie schaffte es gerade noch so ein Wort herauszubringen: „Danke.“ Sie schloss die Augen und ich wusste sie war gleich tot. Nach einiger Zeit war sie blutleer und ich ließ von ihr ab. Aus Neugier untersuchte ich ihre Wunden, indem ich ihr Shirt hochzog. Ich konnte Bissspuren - vermutlich die eines Jaguars- auf ihrem Oberkörper ausmachen. Es war wohl zu einem Kampf gekommen bei dem die Frau den Kürzeren zog. An einem Arm erkannte ich eine klaffende Fleischwunde, wo der Räuber ein Stück herausgerissen hatte. Wahrscheinlich schleppte sie sich noch bis hierhin, in der Hoffnung gerettet zu werden. Ich war bestimmt nicht die erhoffte Rettung, aber besser als elendig zu verenden. Ein immer lauter werdendes Geräusch störte meine Überlegungen. Es hörte sich an, als ob sich etwas nähern würde. Ich sprang auf und drehte mich um. Insgeheim war ich schon im Verteidigungsmodus, denn ich jedoch sofort wieder fallen ließ, als ich sah wer da durch die Bäume auf mich zukam. Dreimal dürft ihr raten wer. John natürlich. Wer sonst?

„ Bist du schon fertig?“, wollte ich wissen.

„Ja, nach der Menge an Blut bin ich satt. Und du?“

„Nach dem Jaguar und der Frau hier bin ich erst mal gesättigt. Was hast du erbeutet?“

„Ich hab nur einen Bären gefunden. Wie kommt es, dass du immer Frauen findest? Hast du ein spezielles Radar System?“

„Nein, leider habe ich kein solches Suchsystem. Tut mir leid“, antwortete ich ihm mit einer Spur leichter Ironie, „ diese Frau war auch schon angegriffen worden. Da musste ich nicht mehr viel tun.“ Mein Blick wanderte zu der roten Leiche.

„Sollen wir weiter? Hier gibt es nichts mehr zu holen. Ich werde nur kurz meine DNA Spuren beseitigen. Ich brauche den Ärger mit der Polizei nicht.“

„Mach das. Ich werde noch mal eben im Wald verschwinden. Bin gleich zurück!“

John verschwand recht schnell hinter den Bäumen und ich war wieder alleine. Was er wohl da draußen trieb? Hatte er doch noch Hunger? Warum war er so schnell von der Lichtung verschwunden? Ich wischte meine Spuren von der weiblichen Leiche und als ich diese anguckte fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wahrscheinlich hatte das Blut John in Versuchung gebracht und er ist zur Sicherheit weggelaufen. Wenn mein Jagdinstinkt nicht eingeschaltet war, nahm ich den Geruch des Blutes nicht wirklich war. Das hatte ich mir in den vielen Jahren meines Vampirlebens angeeignet. Sonst könnte ich ja auch nicht als DJ arbeiten. Nachdem ich mit meiner Arbeit zufrieden war, legte ich mich ins grüne Gras und wartete darauf, dass John zurückkam. Nach einigen Minuten erschien tatsächlich eine Silhouette zwischen den dichtgedrängten Bäumen. Sie kam schnellen Schrittes auf mich zu bis sie schließlich etwa 2 Meter vor mir stehen blieb.

„Na, Sportsfreund“, neckte ich John, „ wie war deine Ehrenrunde?“

„Befreiend“, antwortete er keck lachend. In seinem Gesicht konnte man jedoch seine Lüge erkennen – das Lächeln erreichte seine Augen nicht.

Ich sprach ihn nicht weiter darauf an, da ich vermutete, dass er seine Schwäche für Menschenblut sowieso nicht zugeben würde.

„Lass uns wieder zurücklaufen“, schlug ich stattdessen vor, „es wird schon wieder hell.“

3 - Sonntag

 

Kate

 

Sonnenstrahlen kitzelten sie im Gesicht, als sie aufwachte. Kate wusste nicht wie lange sie geschlafen hatte, aber es fühlte sich an wie eine kleine Ewigkeit. Der Traum dieser Nacht spukte noch in ihrem Kopf herum. Er faszinierte sie irgendwie. Kate überlegte, ob sie ihn vielleicht in ihr Traumtagebuch schreiben sollte. Sie ließ ihn dafür noch einmal Revue passieren:

„ Es ist Nachmittag. Ich liege neben meinem Freund am Strand. Er hat braune, eicht gelockte Haare, ein hübsches Gesicht mit zarten Lippen, die sich nun in meine Richtung bewegen. Immer näher kommen sie. Irgendwie bewegt sich mein Körper auch zu ihm hin. Ich will diesen Fremden nicht küssen. Da kann er noch so hübsch sein. Aber mein Körper ist außer meiner Kontrolle. Ich kann nicht mal mit den Augen zwinkern. Ich kann nichts, rein gar nichts tun um es zu verhindern. Ihre Lippen berühren sich – verschmelzen zu einem. Mein Kopf ist plötzlich wie leergefegt. Jetzt habe ich auch noch den Verstand verloren. Als die beiden schließlich wieder auseinander gehen, führe ich meine Inspektion weiter. Sein gestählter Körper fällt mir ins Auge, sein knackiger Sixpack Ansatz, seine großen, wohlgeformten Hände. Ich muss zugeben, er ist genau mein Typ. Wir gehen zusammen im Meer um die Wette schwimmen – er gewinnt. Es fühlt sich gut an.

Doch plötzlich bin ich – wie gebeamt – in einem weißen, gleißenden Raum. Ich muss mir die Hände schützend vors Gesicht halten. Schritte. Es kommt jemand. Ich luge zwischen meinen Fingern hindurch. Einen Meter vor mir steht ein etwa 1,80 großer Mann. Schmal. Er grinst. Mein Blick wandert an ihm herunter. Er trägt ein schwarzes Poloshirt, eine schwarze Jeans und dazu passende schwarze Slipper. Der Typ kommt auf mich zu. Ich drehe mich um und versuche wegzulaufen, doch ich komme nicht von der Stelle. Wie lächerlich das wohl aussieht - als würde ich auf der Stelle joggen, denke ich zynisch. Jeden Moment würde er mich berühren und Gott weiß was mit mir anstellen. Ich bleibe stehen – es hat sowieso keinen Sinn weiter auf der Stelle zu laufen. In dem Moment legt mir der unheimliche Fremde seine Arme um meine Taille. Die Berührung lässt das Blut in meinen Adern gefrieren und hinterlässt eine Gänsehaut. Nur ein einziger Gedanke beherrscht meinen Denkapparat: „Gleich bin ich entweder tot oder sonst wie entstellt.“

Doch es gibt keinen Angriff seinerseits. Stattdessen finde ich mich nun zwei Meter über dem Boden auf seinen Schultern wieder. Wir bewegen uns auf die weiße, eklig glänzende Wand zu. Ich wundere mich darüber, sage aber nichts und warte ab was passiert. Plötzlich öffnet sich die Wand wie ein Vorhang. Dahinter kommt ein Märchenschloss mit fantastisch blühendem Garten zum Vorschein.

„Oh, ist das schön“, entfährt es mir.

„Ich wusste doch, dass es dir gefällt“, erwidert der Fremde mit einem Lächeln im Gesicht.“

 

Kate löste sich von dem Traum und ging sich im Badezimmer fertig machen. Kurz nachdem sie wieder in ihr Zimmer gekommen war, klingelte ihr Handy. Es war Mary. Verwundert nahm Kate den Anruf entgegen.

„Hi, Mary. Wie geht’s?“

„Hi, Kate. Gut, gut. Ich muss dir unbedingt was erzählen! Du glaubst gar nicht was passiert ist! Du musst mir unbedingt helfen!“, presste sie hysterisch hervor, „wir müssen was unternehmen!“

„Was hast du denn vor?“, antwortete Kate überrascht.

„Erinnerst du dich noch an diesen coolen Typen am Freitag im Club? ...“

„Welcher Typ? Der DJ? Ich weiß doch kaum noch was von diesem Tag.“

„Genau der! Ich war gestern noch mal da....“

„Warum das denn?“, platzte Kate in die Erzählung ihrer Freundin.

„Ich musste einfach. Sonst gehe ich auch manchmal samstags dorthin“, versuchte Mary sich zu rechtfertigen.

„Und was ist gestern passiert?“, wollte Kate schon leicht genervt wissen. Mary hatte wahrscheinlich mit ihm geflirtet, er hat ihr ein Kompliment gemacht und jetzt rastete sie deswegen aus.

„Nichts. Er war nicht da. Einfach weg!“, rief sie verzweifelt in den Hörer.

„Er hatte wahrscheinlich einfach keinen Dienst. Wo ist das Problem?“, antwortete die Angerufene verwirrt.

„Er ist eigentlich JEDEN Samstag da! Er mag mich bestimmt nicht und ist deshalb nicht gekommen!“ Mary fing an zu schluchzen.

„Ach, Quatsch! Er kennt dich doch gar nicht richtig. Der DJ hat bestimmt nur Urlaub“, versuchte Kate sie zu beruhigen.

„Klar kennt er mich! Ich bin doch so oft da und am Freitag...“, sie stockte kurz, „am Freitag habe ich ihn wahrscheinlich genervt und jetzt will er mich bestimmt nicht mehr sehen geschweige denn mit mir reden.“

„Jetzt komm erst mal runter. Was ist denn am Freitag passiert?“

Warum zum Teufel kann ich mich nicht mehr erinnern? Nicht, dass ich in irgendwelche unsittlichen Aktivitäten verwickelt wurde. Aber das hätte ihr Mary doch erzählt, oder?

„...Hörst du mir überhaupt noch zu? Du bist schon seit ein paar Minuten stumm wie ein Fisch.“

„Doch, klar höre ich dir zu. Kannst du den letzten Teil noch mal wiederholen? Ich war gerade in Gedanken.“

Mary verdrehte die Augen. „Du bist wohl noch müde von Freitag. Also, hilfst du mir jetzt?“

„Ähm...., ja klar. Du bist doch meine Freundin. Natürlich helfe ich dir.“

„Danke, das ist wirklich lieb von dir. Ich weiß ja wie ungern du da hingehst.“

Langsam dämmerte Kate welchem Vorhaben sie da gerade zugestimmt hatte. Sie sollte mit Mary noch mal in den Club. Es würde alles gut werden, sie musste ja nichts trinken. Dann würde auch nichts passieren.

„Um wie viel Uhr treffen wir uns? So um halb acht?“, fragte ihre Freundin jetzt tatendurstig.

„Okay, passt mir.“

„Dann bis heute abend vor dem Club. Ich muss mir noch überlegen was ich anziehe und so. Ciao!“ Man konnte die Aufregung förmlich in Marys Stimme hören.

„Bis nachher. Ich freu mich drauf!“, rief Kate noch bevor sie auflegte. Da hatte sie sich was eingebrockt....